Lernfreude in der Schule

von: Gerda Hagenauer

Waxmann Verlag GmbH, 2011

ISBN: 9783830974802 , 374 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: frei

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Preis: 22,90 EUR

Mehr zum Inhalt

Lernfreude in der Schule


 

8 Das Jugendalter als Zeit der Veränderung (S. 117-118)

„Das Jugendalter ist eine Phase innerhalb des Lebenszyklus, die durch das Zusammenspiel biologischer, intellektueller und sozialer Veränderungen zur Quelle vielfältiger Erfahrungen wird“ (Oerter & Dreher, 2002, S. 258). Der Umgang mit der Schule stellt einen wesentlichen Bereich dar, den es im Jugendalter zu bewältigen gibt. Manchen Jugendlichen gelingt dies sehr gut, sie zeigen Lernmotivation, Leistungsbereitschaft und Schulinvolvement, andere dahingegen wenden sich von der Schule ab, kommen mit den Leistungsanforderungen nicht zurecht, haben „genug“ von der Schule, „dass sie, um ihre Selbstachtung und ihren Stolz zu retten, alles tun, um sich keinen weiteren Lernansprüchen und Lernerfahrungen aussetzen zu müssen“ (Fend, 1997, S. 5).

So ergeben sich unterschiedliche Erfahrungen im Kontext Schule und Lernen, die bewirken, ob Schüler/innen sich dauerhaft mit dem Lernen auseinander setzen wollen – sie also auch zum lebenslangen Lernen bereit sind – oder ob sie sich vom institutionalisierten Lernen abwenden. Bevor näher auf Jugendliche, deren besonderen Entwicklungsaufgaben und deren Umgang mit Schule eingegangen wird, wird der Begriff „Jugendalter“, der in der wissenschaftlichen Literatur häufig sehr heterogen verwendet wird, definiert.

Begriffsbestimmung „Jugendalter“


Das Jugendalter bezeichnet die Zeit zwischen Kindheit und Erwachsenenalter. Dabei gibt es unterschiedliche Abgrenzungen und Einteilungen des Jugendalters. Eine international übliche Einteilung des Jugendalters, vor allem auch im amerikanischen Raum (Fend, 2005), die innerhalb der Lebensspanne Jugendalter/Adoleszenz (beide Begriffe werden hier synonym verstanden) altersspezifische Differenzierungen vornimmt, ist die Gliederung des Jugendalters/der Adoleszenz in frühe Adoleszenz (ca. 11 bis 14 Jahre), mittlere Adoleszenz (ca. 15 bis 17 Jahre) und späte Adoleszenz (ca. 18 bis 21 Jahre) (vgl. Oerter & Dreher, 2002, S. 259).

Die Altersgrenzen fallen je nach Definition nicht immer einheitlich aus (zu einem Überblick, siehe Flammer & Alsaker, 2002, S. 22) und können je nach Individuum variieren (Flammer & Alsaker, 2002). In dieser Arbeit stehen Jugendliche in der frühen Adoleszenz im Vordergrund, da dies jene Jugendlichen sind, die im Hinblick auf den Rückgang von positiven emotionalen und motivationalen Merkmalen bezüglich Lernen und Schule (siehe Punkt 8.2) die Risikogruppe darstellen.

Auch der Begriff der Pubertät taucht häufig synonym mit Jugendalter auf (jugendliche/frühadoleszente Schüler/innen = pubertierende Schüler/innen). Wenn von Pubertät gesprochen wird, steht jedoch klar die körperliche/biologische Veränderung im Jugendalter im Vordergrund (Fend, 2005). Das frühe Jugendalter, das mit vielfältigen spezifischen Entwicklungsaufgaben verbunden ist, darf nicht mit Pubertät gleichgesetzt werden.

Entwicklungsaufgaben im Jugendalter


Das Jugendalter als Zeit der Veränderung geht mit zahlreichen Entwicklungsaufgaben einher. Ebenrett, Kozielski, Hegner und Welcker (2001, S. 43) sehen als zentrale Entwicklungsaufgaben im Jugendalter folgende an:

-  Entwicklung von intellektueller und sozialer Kompetenz, Entwicklung beruflicher Qualifikation
- Finden der eigenen Geschlechtsrolle und Entwicklung von Partnerschaftsfähigkeit
- Entwicklung der Fähigkeit zur Nutzung des Freizeit- und Warenmarktes und
- Entwicklung eines Norm- und Wertesystems.

Für die folgende Arbeit sei die Aufgabe „Entwicklung eines Norm- und Wertesystems“ hervorgehoben, die eine Verknüpfung mit der schulischen Lernfreude aufweist. Schulisches Lernen und Leisten stellen Werte dar, die Schüler/innen entweder wertschätzen oder auch gering schätzen können. Die Integration dieser Werte in die eigene Persönlichkeit sollte in der Phase des Jugendalters erfolgen (Fend, 1990, S. 15; ebenso Wahler, Tully & Preiß, 2004). Oerter und Dreher (2002, S. 271) formulieren die Entwicklungsaufgabe als ein Klarwerden, „welche Werte man vertritt und an welchen Prinzipien man das eigene Handeln ausrichten will“.