Entwicklung und Lernen junger Kinder

von: Franziska Vogt (Hrsg.), Miriam Leuchter (Hrsg.), Annette Tettenborn (Hrsg.), Ursula Hottinger (Hrsg.

Waxmann Verlag GmbH, 2011

ISBN: 9783830974789 , 197 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: frei

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Preis: 22,40 EUR

Mehr zum Inhalt

Entwicklung und Lernen junger Kinder


 

Spielen aus der Perspektive von Erstklässlerinnen und Erstklässlern (S. 133-134)

Marianna Jäger

Anmerkungen zu einzelnen Dimensionen des Spiels

Forschungskontext


Die Ausführungen stützen sich auf Datenmaterial, das im Rahmen eines aktuellen ethnographischen Forschungsprojekts der Pädagogischen Hochschule Zürich erhoben wurde. Darin werden im Hinblick auf die Einführung einer neuen Schuleingangsstufe besondere Elemente einer ‚Kultur der ersten Klasse‘ in zwei kontrastierenden sozialräumlichen Milieus dokumentiert, analysiert und miteinander verglichen.

Die Befunde können einen neuen Blick auf die Selbstverständlichkeiten des Schulalltags erschließen und damit für die Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen von Interesse sein (vgl. Jäger et al., 2006). Th eoretisch unterlegt wurde ein Begriff der Schulkultur, der schulische Wirklichkeit als symbolische Ordnung von Diskursen, Interaktionen und Praktiken versteht, die durch alle Beteiligten aktiv gestaltet wird (vgl. Helsper, 2008). Der Fokus richtete sich primär auf die Wahrnehmungen und Praktiken der Kinder, die gemäß der ‚neuen Kindheitsforschung‘ als kompetente soziale Akteure verstanden werden.

Für das methodische Vorgehen wurden die teilnehmenden Beobachtungen in zwei ersten Klassen zwischen August 2007 und März 2008 durch Leitfadeninterviews mit allen Kindern ergänzt. Damit war es einerseits möglich, durch den Einbezug des Alltagswissens der Kinder zu außerschulischen Bereichen eine lebensweltlich kontextualisierte Perspektive einzunehmen. Andererseits ermöglichte es den Forschenden, das unmittelbar Beobachtbare mit den Selbstdeutungen der Befragten zu verbinden und somit die Sicht auf Kinder in der Schule mit der Sicht von Kindern in der Schule zu erweitern. Fragestellung – Theoriebezug Spielen war kein Interviewthema; es resultierte vielmehr als ‚thematische Relevanz‘ (Alfred Schütz) aus der selektiven thematischen Kodierung des Materials und weckte deshalb das Interesse der Forschenden.

So ergaben sich in der von mir untersuchten ersten Klasse einer Zürcher Vorortsgemeinde mit Kindern vorwiegend aus privilegierten Familien über 50 Interviewpassagen, in denen die 6- und 7-Jährigen ungefragt auf das Th ema eingingen. Diese Textstellen sind die Grundlage für die folgenden Ausführungen. Die Annäherung an die von den Kindern verbalisierte Spielwirklichkeit wurde unter die Frage gestellt: Wie sehen ihre Wahrnehmungs- und Deutungsmuster aus, die sie sich anhand ihrer persönlichen Spielerfahrungen im Alltag angeeignet haben?

Mit Bezug auf den Ansatz der Ethnoscience bzw. der kognitiven Anthropologie (vgl. Headland, 1990) wurde hier versucht, über die sprachlich formulierten Schemata die Regelmäßigkeiten im Verhalten der Akteure zu verstehen und zu erklären. Das geschah unter der Annahme, dass Kinderaussagen zum Spiel einerseits die dahinter stehende soziale Ordnung und die kulturellen Codes erschließen, mit denen diese realisiert wird, dass sie andererseits dazu dienen, soziale Realitäten durch die Versprachlichung auch erst zu etablieren.