Sozialwissenschaftliche Forschung in Diskurs und Empirie

von: Christian Tarnai (Hrsg.)

Waxmann Verlag GmbH, 2011

ISBN: 9783830971825 , 152 Seiten

Format: PDF

Kopierschutz: frei

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Preis: 26,90 EUR

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Sozialwissenschaftliche Forschung in Diskurs und Empirie


 

Differentielle Entwicklung von Interessen bei Lehramtsstudierenden für das Grundschullehramt (S. 103-104)

Jürgen Abel

1 Einleitung

Das GLANZ-Projekt (Neukonzeption der Grundschullehrerausbildung an der Universität Bamberg) hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Studienbedingungen im Lehramtsstudium für die Grundschule in drei Bereichen zu verbessern: (1) Eine bessere Abstimmung der Studienteile, (2) die Entwicklung einer Gesamtkonzeption der schulpraktischen Studien und (3) die Förderung einer aktiveren Rolle der Studierenden. Generell soll das forschende Lernen gefördert werden.

Die bessere Abstimmung der Studienteile soll die Studierbarkeit ermöglichen. Sie hat neben einer zeitlichen Komponente (Abel, 2006b) auch eine inhaltliche. So werden z.B. für den Sachunterricht bisher die verschiedenen Studienteile in unterschiedlichen Zusammenhängen unkoordiniert nebeneinander angeboten. Hier hat sich das Projekt die Aufgabe gestellt, diese verschiedenen Komponenten unter einer gemeinsamen Konzeption des Kompetenzerwerbs abzustimmen. Die schulpraktischen Studien sollen neben der persönlichen Eignungsüberprüfung den Theorie-Praxis-Bezug erfahren lassen.

Ziel ist eine reflektierte Sicht auf den Unterricht (Abel, Lunkenbein & Rahm, 2007). Dies in einem Sinn, dass das benötigte Praxiswissen wissenschaftlich vertieft wird. Zum Dritten soll das selbstständige Lernen gefördert werden (Strobel & Faust, 2006). Dies ist ein anspruchsvolles Studienprogramm, das aber mit den Erwartungen vieler Studierender nicht übereinstimmt. Sie stellen sich eher eine praxisnahe Einführung in den Beruf vor. Mit den genannten Maßnahmen und weiteren Details soll sowohl der Berufs- als auch der Wissenschaftsbezug gestärkt werden. Der verstärkte Berufsbezug des Studiums genießt in zahlreichen Reformvorschlägen und vor allem auch bei den Lehramtsstudierenden hohe Priorität.

Die Wissenschaftsorientierung ist notwendig, da wissenschaftliche Konzepte einen heuristisch fruchtbaren Such- und Assimilationsraster bilden, der es ermöglicht, eigene Hypothesen und Deutungsmuster zu finden und Fragen zu stellen. Diese bilden den Hintergrund für reflektiertes Handeln, da berufliche Situationen, gerade in der Schule, immer wieder verschieden sind und jede Situation letztlich vom Handelnden neu analysiert und interpretiert werden muss (Messner & Reusser, 2000, S. 285). Es besteht Übereinstimmung darüber, dass der Kern jeder pädagogischen Professionalität Wissen und Können ist (Baumert & Kunter, 2006).

Für professionelles pädagogisches Handeln wird deshalb ein verstärkter Wissenschaftsbezug immer wieder gefordert. Das wissenschaftliche Wissen muss sich aber an den Anforderungen der Praxis orientieren, ist aber nicht identisch mit diesen. Gerade in der Lehrerausbildung sollten Theoriebezüge exemplarisch ihre Bedeutung für Schule und Unterricht zeigen. Wissen und Können müssen perspektivisch aufeinander bezogen werden. Das Erreichen der Ziele wird in der Projektphase durch eine Evaluation überprüft. Diese trägt darüber hinaus als empirische Lehrerbildungsforschung zur Verbesserung der Datenlage in der deutschen Lehrerausbildung mit bei. Insbesondere über die Grundschullehrerausbildung ist noch wenig bekannt. Wir wollen vor allem dreierlei wissen.